Förster, Autor und Waldphilosoph Peter Wohlleben gab ein Interview für die Nürnberger Nachrichten, welches am Montag, den 15.01.2021 in der Zeitung zu lesen war.
Hier teilt er seine altbekannten Tipps zur Rettung des Waldes:
Douglasie ist kein Allheilmittel, der Wald kann sich selbst regenerieren und an den Klimawandel anpassen, wenn ihn der Mensch nur lässt, so Wohlleben.
Da hat er gar nicht so unrecht. Die meisten unserer Wälder sind aus Aufforstungen mit überwiegend nur einer Baumart (Fichte oder Kiefer) entstanden.
Diese Monokulturen sind äußerst instabil und Faktoren wie Hitze und Schädlingsbefall hilflos ausgeliefert. Natürlich gibt es auch Mischwälder in unserer Gegend, die deutlich weniger anfällig sind. Diese Mischbestände zeigen uns, wohin der waldbauliche Weg führen muss.
Wohlleben erklärt, dass der Wald ein komplexes, umfangreiches Ökosystem ist, welches an und für sich gut und stabil funktioniert. Der Waldbestand ist quasi seine eigene Klimaanlage. Jeder, der im Hochsommer schon einmal durch einen geschlossenen Buchenwald gelaufen ist, kann dies bestätigen.
Auf größere Beeinträchtigungen, wie z.B. Kahlschlag, zu starke Eingriffe in Verbindung mit Klimaextremen, reagiert das System äußerst sensibel und funktioniert dann eben nicht mehr reibungslos. Kleinere Störungen kann der Wald sehr schnell ausheilen. Großflächige Schäden grundsätzlich auch, dies benötigt allerdings sehr viel Zeit. Für die Natur kein Problem – für uns Menschen ist allerdings ein Zeitraum von 50 – 60 Jahren nicht überschaubar.
Daher ist es für uns extrem wichtig, mit dem Wald zu arbeiten und das funktionierende System nicht zu stark zu stören. Eine naturnahe Forstwirtschaft ist für uns das oberste Gebot. Nur so können wir großflächige Kalamitäten in Zukunft verhindern.
Für schon vorhandene, große Kalamitätsflächen allerdings, bleibt uns nur der lange Weg. Für Alle, die keine 50 -60 Jahre mehr vor sich haben oder warten wollen bleibt nur die Möglichkeit, durch Kulturmaßnahmen wie Pflanzung oder Saat, einzugreifen.
Die Prozessschutzflächen, also Waldflächen, die komplett der natürlichen Entwicklung überlassen werden, zeigen uns, wie die Waldentwicklung ohne den Menschen funktioniert.
Das heißt, auch diese Naturwaldflächen vom Naturwaldreservat bis zum Nationalpark sind für uns wichtig und wertvoll.
Abschließend stellt sich die Frage, wieviel Fläche wir der natürlichen Entwicklung überlassen wollen und wieviel Fläche wir zur Holzgewinnung nutzen wollen.
Man kommt nicht umhin, festzustellen, dass die Nutzung des heimischen Holzes ein Beitrag zum Klimaschutz ist. Baumstämme, die 30-40 Kilometer zum Sägewerk gefahren werden und Bretter, die vom Sägewerk 20 Kilometer zum Baumarkt gebracht werden, eine sehr viel bessere Ökobilanz aufweisen, als Holz, welches im fernen Russland eingeschlagen und bei uns verkauft wird.
Es wäre daher unverantwortlich, auf die Holznutzung in unseren Wäldern zu verzichten.